Fundraising

„Es gibt viele, die etwas beitragen möchten.“

Das Fundraising der Alexianer zeigt immer wieder, wie groß die Hilfsbereitschaft der Gesellschaft ist.

Die Alexianer versuchen, ihren Bewohnerinnen und Bewohneren sowie ihren Patientinnen und Patienten mehr zu bieten als die gesetzlich garantierte Standardversorgung. Möglich ist das nur mit Menschen, die Gutes bewirken – indem sie für Projekte wie das geplante „Pelikanhaus“ am Clemenshospital spenden.

Der Weg führt durch einen lichten Wald, die Vögel zwitschern – alles ist ruhig und angenehm, die Farben sind wohltuend. Die alte Dame allerdings, die nach einer Hüftoperation im Krankenhausbett liegt und Aufmunterung braucht, würde einen virtuellen Zoobesuch schöner finden: „Das wäre doch was!“ Auch gut. Kira Uphaus, leitende Oberärztin an der Raphaelsklinik, drückt einige Knöpfe, und schon schickt der „Qwiek Up“, ein mobiler Beamer mit Lautsprecher, der Filme über das Bett projizieren kann, Bilder eines Zoobesuchs an die Decke des Zimmers. Die Patientin drückt sich in die Kissen, lächelt und genießt. Ein simpel erscheinender Trick – mit großer Wirkung.

Erfunden wurde der Apparat von einem niederländischen Team, das sich bei der Entwicklung intensiv mit Alten- und Pflegeeinrichtungen ausgetauscht hat. „Wir verwenden ihn unter anderem, um bettlägerigen Patientinnen und Patienten das Gefühl eines Ausflugs vermitteln zu können“, sagt Uphaus. „Die mitgelieferten Programme wirken beruhigend.“ Auch während der Körperhygiene bewährt sich die Maschine, weil sie die Patientinnen und Patienten mit den Videobildern ablenkt und entspannt.

Besonders gut hilft die Erfindung demenzkranken Menschen, die „snoezeln“ sollen, ein Wort aus der niederländischen Pflege, das für Kuscheln und Dösen steht. „Gerade im Zustand der akuten Verwirrung“, sagt Uphaus, „sind die Filme eine Hilfe. Dann sind die Patientinnen und Patienten sehr unruhig, sie wollen das Zimmer und die Klinik verlassen, und das Ganze womöglich nachts, wenn die Stationen dünn besetzt sind.“ Auf dem mobilen Beamer, auf dem man auch persönliche Familienfotos und -filme abspielen kann, läuft in solchen Fällen nicht der Wald, der zum Spaziergehen animieren könnte, sondern beispielsweise ein Video von einem Aquarium.

Mit Spenden werden sinnvolle Extras ebenso möglich wie große Neubauten

Der Punkt ist: Ohne Spenden wäre die Raphaelsklinik nicht zu einem „Qwiek Up“ gekommen. Ohne Spenden an die Alexianer gäbe es auch keine „Justo-Cat“, eine interaktive Roboterkatze für Demenzpatientinnen und -patienten, die in Schweden entwickelt wurde. Und auch das „Pelikanhaus“, ein Wohnhaus für Familien schwerkranker Kinder, die teils über viele Monate hinweg am Clemenshospital behandelt werden müssen, wäre ohne Spenden nichts als ein Traum: Der geplante Bau in der Nähe der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der das alte Angehörigenhaus ersetzen wird und unter anderem aus zwölf Familienappartements, einem Toberaum für Geschwisterkinder und einem Fitnessraum für die Erwachsenen bestehen soll, kostet nach derzeitigem Planungsstand 2,8 Millionen Euro. Das ist nur mithilfe von Menschen zu erreichen, die Gutes ermöglichen, indem sie für das Haus spenden.

Die Alexianer müssen also „Fundraising“ betreiben. „Das ist für uns nichts Neues“, sagt Dr. Martina Klein lachend, die für diesen Bereich mit sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an verschiedenen Standorten verantwortlich ist: „Schon im Mittelalter finanzierten die Alexianerbrüder ihr Wirken für die Schwachen, Kranken und Randständigen der Gesellschaft über Spenden.“

Der Unterschied besteht darin, dass es im Mittelalter kein öffentliches, mit Versicherungsbeiträgen finanziertes Gesundheitswesen gab. Wenn die Alexianer heute Fundraising betreiben, wollen sie Dinge ermöglichen, die über die gesetzlich garantierte Standardversorgung hinausgehen: „Und es gibt viele Menschen, die etwas hierzu beitragen möchten und können.“

Martina Klein hat schon die unterschiedlichsten Formen dieser Hilfsbereitschaft erlebt, von Kleinstspenden über Sammelspenden bis hin zu Großspenden von Einzelpersonen oder Stiftungen. „Denken Sie nur einmal daran, wie oft mittlerweile bei runden Geburtstagen, Hochzeiten oder Beerdigungen um anlassbezogene Spenden gebeten wird.“

Beim „Pelikanhaus“ erlebt sie die Unternehmerfamilie Foyer, die ohne viel Aufsehens eine stattliche Summe zur Verfügung stellte, ebenso wie die Schülerinnen und Schüler aus der Nachbarschaft des Clemenshospitals, die bei einem Schulfest für das Projekt sammelten. Der Farbenhersteller Brillux bittet seine Geschäftspartner an Weihnachten alljährlich um einen Spendenbeitrag anstelle der üblichen Weihnachtspräsente. Die Landfrauen initiierten eine von der Friseurinnung unterstützte Aktion mit Gebäckdosen, die Spenderinnen und Spender für das „Pelikanhaus“ zum Dank erhielten. Die münsterschen Lions-Clubs veranstalteten Golfturniere, Flohmärkte und eine Spendengala im GOP Varieté-Theater. Und das sind nur einige Beispiele, zu denen man noch viele andere zählen muss, von ehemaligen Patientinnen und Patienten, die aus Dankbarkeit spenden, bis zur Toni Kroos Stiftung, die sich mit einem großen Betrag für das „Pelikanhaus“ engagiert und auch darüber hinaus Unterstützung versprach.

Einfach Gutes tun!

Das Fundraising bringt engagierte Menschen und spannende Projekte zueinander. Mithilfe unserer Spenderinnen und Spendern sowie Sponsorinnen und Sponsoren realisieren wir kleine und große Vorhaben, um die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten sowie Klientinnen und Klienten zu verbessern.
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Martina Klein legt derweil Wert darauf, dass sich die Tätigkeit ihres Teams nicht allein um die Akquise von Geldspenden dreht. Im September 2019 organisierte es beispielsweise ein Fußballspiel, bei dem eine Mannschaft der Alexianer Werkstätten aus Köln und Münster in Berlin gegen den „FC Bundestag“ antrat und mit 3:1 Toren gewann: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich diese Reise, zu der auch ein Training mit der Mannschaft von Preußen Münster gehörte, auf das Lebensgefühl der Menschen mit Behinderungen ausgewirkt hat.


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