Pflegende

Wie war Ihr Tag …?

Pflegekräfte sind bei den Alexianern in den verschiedensten Bereichen tätig.

In unserer Berufswelten-Reihe erzählen einige von ihrem Alltag.

Michael Städtler arbeitete 16 Jahre als Krankenpfleger auf einer psychiatrischen Station in Wittenberg. Heute kümmert er sich als Fachkrankenpfleger für Psychiatrie in der ambulanten psychiatrischen Pflege um Patienten in der Region.

In meinem Beruf ist kein Tag wie der andere – abgesehen davon, dass ich als Mitarbeiter der ambulanten psychiatrischen Pflege viel Zeit im Auto verbringe. Heute begann der Tag gegen halb acht. Ich holte mein Dienstauto vom Büro in Dessau-Roßlau ab und fuhr die knapp 15 Kilometer zu einer neuen Patientin, mit der ich um acht Uhr einen Ersttermin vereinbart hatte. Dessau-Roßlau bildet gemeinsam mit dem Landkreis Wittenberg und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld die von uns betreute Region. Bei diesem Erstkontakt sprach ich etwa anderthalb Stunden mit meiner neuen Patientin über ihre momentane Situation, ihr Krankheitsbild und das weitere Vorgehen im Rahmen der ambulanten psychiatrischen Pflege (APP).

In der ambulanten psychiatrischen Pflege machen wir regelmäßige Hausbesuche bei Patientinnen und Patienten, die in der Klinik waren und wieder in den Alltag zurückfinden sollen. Manchmal sind dies aber auch Menschen, bei denen die behandelnden Ärzte oder Ärztinnen mit unserer Hilfe einen Klinikaufenthalt zu vermeiden versuchen. Dies war zum Beispiel bei der Patientin heute der Fall. Sie hat von ihrem behandelnden Psychiater eine Verordnung für die APP bekommen, sodass ich sie nun vier Monate lang regelmäßig besuchen kann. Unter anderem wird es in ihrem Fall darum gehen, eine bessere Tagesstruktur aufzubauen und Techniken zu entwickeln, durch die sie den Alltag besser bewältigen kann. Dazu müssen wir auch gemeinsam schauen, wie sie mit den verordneten Medikamenten zurechtkommt.

Ich mag meinen Beruf sehr. Das soll nicht heißen, dass ich die Tätigkeit an meiner alten Arbeitsstelle nicht gemocht hätte: 16 Jahre lang arbeitete ich auf einer psychiatrischen Station der Alexianer Klinik Bosse in Wittenberg. Das war eine spannende und abwechslungsreiche Arbeit – mit einem Team, das sich im Kern kaum verändert und fast familiär miteinander gearbeitet hat. Als Bezugspfleger ist man im psychiatrischen Klinikalltag noch einmal sehr viel näher an den Patientinnen und Patienten als die Ärztinnen und Psychologen, die sie in der Regel nur einmal täglich kurz sehen. Man steht mit ihnen in einer engen Beziehung und einem Vertrauensverhältnis. Das mochte ich sehr.

Nach 16 Jahren stationärer Tätigkeit hatte ich aber den Wunsch, mich noch einmal beruflich weiterzuentwickeln. Ich absolvierte eine zweijährige berufsbegleitende Fachweiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Psychiatrie am Institut für Fort- und Weiterbildung der Alexianer in Berlin. Kurz danach nutzte ich die Möglichkeit zum Wechsel in den ambulanten psychiatrischen Dienst. Die Erfahrung aus den Klinikjahren kommt mir dort sehr zugute. Viele meiner Kollegen haben – wie ich – langjährige Klinikerfahrung bei der Versorgung psychisch beeinträchtigter Menschen. Das ist viel Wert.

„Mir gefällt das eigenverantwortliche Arbeiten sehr.“
Mir gefällt vor allem das eigenverantwortliche Arbeiten. Ich kann meine Termine frei planen, und die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten ist individuell. Die enge Zusammenarbeit mit Betreuerinnen und Betreuern, regulären Pflegediensten, Familienhelferinnen und -helfern sowie dem sozial-psychiatrischen Dienst finde ich auch gut. Bürokratische Vorgänge benötigen nicht so viel Zeit wie in den stationären Einrichtungen. Zudem ist der Stresslevel selten so hoch wie in der Klinik, wo die Fälle in der Regel schon heftiger sind. Stressig wird es bei uns mitunter bei akuten Patientinnen und Patienten, die sich nicht an Absprachen halten, in suizidalen Situationen oder in Fällen, bei denen jemand mithilfe des Ordnungsamtes oder der Polizei in der Klinik untergebracht werden muss. Auch der Termindruck mit den zeitlichen Fristen der Krankenkassen kann anstrengend werden.

Jeder von uns Fachpflegenden kümmert sich um etwa zehn bis zwölf Patientinnen und Patienten. Einige von ihnen sieht man einmal die Woche, andere öfter, je nachdem, wie es die individuelle Situation erfordert. Häufig geht es bei den Hausbesuchen darum, das jeweilige Krankheitsbild mit den Patientinnen und Patienten aufzuarbeiten und entsprechende Hilfestellungen zu geben oder Verhaltensweisen zu trainieren. So übe ich zum Beispiel mit jemandem, der eine Angsterkrankung hat, das Verlassen seiner Wohnung, oder mit jemand anderem das Straßenbahnfahren. Ich begleite aber auch Patientinnen und Patienten zum Arzt, helfe bei Anträgen oder kontaktiere Institutionen, die ebenfalls unterstützen können.

Podcast Berufswelten

Drei weitere Pflegende hören Sie in unserem Podcast "Wie war Ihr Tag ...?": die Altenpflegerin Claudia Scharf aus Münster, die Fachschwester für Psychiatrie Ayse Yilmaz aus Berlin und Krankenschwester Katharina Skoniecki aus Krefeld.

Ich empfinde es als großen Luxus, so arbeiten zu dürfen. Wenn alle Pflegenden in den Kliniken auch so arbeiten könnten, wären die Leute zufriedener in ihrem Arbeitsalltag und nicht so abgekämpft, wie es im Pflegeberuf oft der Fall ist. Ich kam heute nach drei Terminen, die jeweils mit längeren Autofahrten verbunden waren, vielen Telefonaten und einem Büro-Stopp um halb vier nach Hause. Dann hatte ich Zeit für meine Familie. Am Abend werde ich noch die Dokumentation und die Vorbereitungen für morgen erledigen. Diese freie Zeiteinteilung ist ein großes Privileg bei meiner Arbeit, das ich sehr schätze.

Wünschen würde ich mir, dass die Krankenkassen bei chronifizierten Patientinnen und Patienten, die bereits viele Klinikaufenthalte hinter sich haben, unsere ambulante psychiatrische Krankenpflege nach Ablauf der viermonatigen Regelversorgung etwas kulanter genehmigen würden. Man kann oft mit recht überschaubarer Hilfe in der Häuslichkeit entstehende Krisen eingrenzen und erneute Krankenhauseinweisung vermeiden.

Unsere Stellenangebote

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